Entwicklung von Zustand und Preisen von
auf Landwirt.com angebotenen Traktoren
Wir haben vor Kurzem über die Entwicklung des Traktorenmarkts in Deutschland in Österreich anhand des Angebots auf Landwirt.com berichtet. Im Wesentlichen haben die angebotenen
Stückzahlen das Niveau von 2020 wieder erreicht. In Österreich nutzen die Händler Landwirt.com auf für die Vermarktung von neuen Maschinen. Ein geringeres Angebot an Gebrauchten wurde dort mit neuen Maschinen ersetzt. In Deutschland zeichnet sich ebenfalls ein leichter Trend in diese Richtung ab, aber in einem geringeren Ausmaß. Daher liegt dort das Gesamtangebot noch hinter den Zahlen 2020 zurück.
Zur Betrachtung von Zustand und Preis wurden die Traktoren in zwei Gruppen unterteilt. In die mit max. 100 Betriebsstunden, also solche, die als neu oder neuwertig anzusehen sind und die ab 100 Betriebsstunden, also gebrauchte Traktoren.
Preis bei Neu-Traktoren stärker gestiegen als die Leistung
Bei neuen und neuwertigen Traktoren bewegt sich bei fast allen Herstellern, das durchschnittliche Alter der Maschinen zwischen einem halben und eineinhalb Jahren. Einziger deutlicher Ausreißer war Lindner. Von 2020 bis Sept 2023 bewegte sich das durchschnittliche Alter von neuwertigen Maschinen zwischen zweieinhalb und sogar fünfeinhalb Jahren. Im März 2024 hat sich dieser Wert mit einem Jahr wieder angeglichen. Neuwertige Traktoren wurden in
beiden Ländern rund 10 Betriebsstunden gefahren. Beide Werte sind über die Jahre konstant. Die durchschnittliche Leistung war in Deutschland 2022 leicht rückläufig. Wie in den Zulassungen steigt aktuell auch das Angebot großer Traktoren stark an. In Österreich blieb der Wert über die Jahre konstant und steigt im laufenden Jahr um rund 20 %.
Die durchschnittliche Leistung in Deutschland beträgt 179 PS. Wie zu erwarten, zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Marken. Fendt liegt in beiden Ländern mit 199 PS (Deutschland) und 166 PS (Österreich) an der Spitze. Valtra liegt in etwa gleich auf. Case IH, Claas, Deutz Fahr, John Deere, MF, New Holland und Steyr werden durchschnittlich mit rund 130 – 160 PS angeboten. Alle anderen, vor allem die Hersteller aus Fernost, haben wie zu erwarten deutlich weniger Leistung. In Österreich bilden Claas, John Deere, MF und Steyr eine Gruppe mit durchschnittlich rund 120 bis 130 PS. Case IH, Deutz Fahr, Kubota, Lindner, New Holland, Same,
Lamborghini und McCormick bewegen sich um die 100 PS Marke. Alle anderen liegen deutlicher unter dem Durchschnitt von 118 PS. Wenig überraschend spiegelt sich die Entwicklung der angebotenen Leistung auch im Angebotspreis wider.
Die Preisanstiege der vergangenen Jahre zeigen sich aber in den zwei Märkten recht unterschiedlich. Während in Deutschland trotz sinkender durchschnittlicher Leistung die durchschnittlichen Preise lange Zeit gleichgeblieben sind, sind die Preise in Österreich trotz gleichgebliebener Leistung kontinuierlich angestiegen. Im aktuellen Jahr zeigen sich aber Veränderungen. In Deutschland hat sich der relative Anstieg der durchschnittlichen Leistung an den relativen Verlauf durchschnittlichen Preise angepasst. Zwischenzeitlich war der Unterschied zwischen Leistungs- und Preisanstieg bis zu 30 %-Punkte. Gegenüber 2020 sind in Deutschland sowohl die Leistung als auch die Preise um rund 70 % gestiegen. In Österreich besteht der Unterschied zwischen Leistung und Preis noch. Seit 2020 ist die durchschnittliche Leistung um rund 20 % gestiegen, der durchschnittliche Preis allerdings um rund 50 %. Diese kontinuierlich gewachsene Dierenz ist 2024 aber etwas kleiner geworden. Wie so oft scheint sich also eine geringere Nachfrage auf die Preise auszuwirken.
Alter bei Gebrauchten in Deutschland konstant, in Österreich gesunken
Zusätzlich zu Leistung und Preis sind bei gebrauchten Traktoren das Alter und die bereits gefahrenen Betriebsstunden relevant. Während in Deutschland das durchschnittliche Alter mit rund 9 bis 10 Jahren ziemlich konstant geblieben ist, sind Gebrauchte in Österreich von knapp 16 auf 13,5 Jahre doch merkbar jünger geworden. Aufallend ist, dass die Unterschiede zwischen den Herstellern kleiner geworden sind. Mit durchschnittlich ca. 8 Jahren haben in Deutschland Claas, Fendt, John Deere und Valtra die jüngsten Gebrauchten. Mit Ausnahme von John Deere ist das Bild in Österreich gleich.
Bereits genutzte Betriebsstunden konstant
Ziemlich wenig Veränderung gab es von 2020 bis 2024 bei den durchschnittlichen Betriebsstunden. Sowohl im Gesamtmarkt als auch bei den einzelnen Marken schwanken die Werte nur um wenige hundert Stunden. Viele bewegen sich um den Durchschnittswert von rund 4.000 Betriebsstunden. In Deutschland liegen Kubota, Lindner und Steyr mit rund 2.500 h deutlich darunter, in Österreich kommt dazu noch Claas, dafür ist der Wert für Steyr durchschnittlich.
Auslastung sinkt etwas, große Unterschiede zwischen den Marken
Aus Alter und den genutzten Stunden wurde die durchschnittliche Auslastung der Maschinen abgeleitet. Dabei wird ein signifikanter Unterschied zwischen Deutschland und Österreich erkennbar. Dieser Unterschied ist wegen unterschiedlicher Betriebsstrukturen auch wenig überraschend.
In Deutschland werden Traktoren rund 500 – 600 h pro Jahr genutzt, mit leicht absteigender Tendenz; in Österreich rund 300 – 400 h pro Jahr. Diese Durchschnittswerte über das gesamte Gebrauchtangebot treten in etwa auch auf die Altersgruppe bis 20 Jahre alt zu. Anders bei Traktoren älter als 20 Jahre. Diese Traktoren sind durchschnittlich rund 30 Jahre alt und wurden in Deutschland ca. 8.000 h und in Österreich ca. 7.000 h genutzt. Sie wurden daher mit rund 300 h in Deutschland und knapp 250 h in Österreich weniger verwendet als neuere Gebrauchte. Für kleinere Betriebe, die trotzdem größere Maschinen haben wollen, sind diese Traktoren daher oft eine überlegenswerte Alternative.
Sehr deutlich sind die Unterschiede bei der Auslastung der Traktoren zwischen den einzelnen Marken, vor allem in Deutschland. In beiden Ländern liegt Fendt bei der Auslastung ganz klar an der Spitze. In Deutschland werden John Deere Traktoren gleich intensiv genutzt, Claas und Valtra bewegen sich am Durchschnitt, Case IH leicht darunter und MF, New Holland und Deutz Fahr deutlich darunter. Von den größeren Marken am wenigsten ausgelastet werden in Deutschland Steyr Traktoren. Zusätzlich zu Fendt ist in Österreich die Nutzung von Valtra, John Deere und, in geringerem Ausmaß, Case IH und Deutz Fahr überdurchschnittlich. Ziemlich genau am Durchschnitt liegen Claas und New Holland; Steyr und MF liegen darunter.
Leistung in Deutschland gleichbleibend, in Österreich steigend
Die durchschnittliche Leistung von auf Landwirt.com in Deutschland angebotenen Traktoren hat sich im Laufe der vergangenen Jahre kaum verändert und bewegt sich zwischen 180 und 200 PS. Fendt, John Deere und Claas Traktoren haben mit durchschnittlich etwas über 200 PS die höchsten Leistungen.
In Österreich hat seit 2020 ein kontinuierlicher Anstieg stattgefunden. Fendt liegt mit knapp 180 PS auch hier voran, gefolgt von Valtra, Claas, Case IH (ca. 165 PS) und John Deere (ca. 150 PS). Die Leistungen aller anderen Marken sind unterdurchschnittlich.
Preise für Gebrauchte deutlich gestiegen
Wie zu erwarten hat in den letzten Jahren auch bei Gebraucht-Traktoren ein deutlicher Preisanstieg stattgefunden.
In Deutschland ist der Durchschnittspreis von rund € 66.000 auf rund € 90.000 und damit um 36 % gestiegen; in Österreich von rund € 43.000 auf knapp € 71.000 und damit sogar um 65 %.
Allerdings ist in Österreich auch die durchschnittliche Leistung um 20 % gestiegen und das Alter und die bereits genutzten Stunden etwas gesunken.
Knapp 80 % des Werts von Gebraucht-Traktoren werden von Alter, Betriebsstunden und Leistung bestimmt
Um zu untersuchen, wie groß der jeweilige Einfluss von Alter, Betriebsstunden und Leistung auf den Angebotspreis von Gebraucht-Traktoren bestimmter Marken ist, untersucht Landwirt.com seit 2020 das Segment von einem Alter von 1 – 20 Jahren, 50 – 12.000 Betriebsstunden und 50 – 300 PS mit Hilfe von linearer Regression genauer. Im Durchschnitt aller Marken zeigt sich, dass rund 80 % des Preises von diesen 3 Parametern bestimmt wird. Dadurch lassen sich mit der Formel Konstante + Alter x Faktor + Betriebsstunden x Faktor + Leistung x Faktor = Preis für die untersuchten Marken Preise errechnen, die aus dem gesamten Angebot des untersuchten Segments auf Landwirt.com abgeleitet sind. Der daraus entstandene Traktor- Preisrechner bietet Landwirt.com Händlern die Möglichkeit, Gebrauchte ohne das Suchen von konkreten Vergleichsmodellen zu bewerten und macht eine Bewertung auch möglich, wenn gar kein vergleichbarer Traktor vorhanden ist. Ein Jahr Nutzungsdauer wertet Traktoren im Schnitt rund € 2.600 ab. Das gilt auch für ein Jahr Standzeit beim Händler; unabhängig von der Größe und vom aktuellen Zeitwert. In Deutschland liegt dieser Wert mit € 3.000 etwas höher in Österreich mit € 2.450 etwas darunter. Die Werte sind seit 2020 um 20 % gestiegen. Die Abweichungen zwischen den Marken sind eher gering; nur Fendt in Österreich liegt mit gut € 700 deutlich darunter.
Jede genutzte Betriebsstunde reduziert den Wert von Traktoren um durchschnittlich knapp € 5,60. Der deutsche Durchschnitt beträgt € 5,50, der österreichische € 4,30. Die Werte der einzelnen Marken liegen teils weit auseinander und hängen häufig mit dem Nutzungsverhalten zusammen. Die höchste Abwertung pro Stunde hat Fendt mit € 10,30 in Deutschland und € 9,00 in Österreich. Fendt-Nutzer fahren viele Stunden pro Jahr, daher haben Gebrauchte mit vielen Stunden für sie einen relativ geringen Wert. Gleiches gilt für John Deere in Deutschland mit einer Abwertung von € 7,00 pro Stunde. Am geringsten ist der Einfluss der genutzten Betriebsstunden bei New Holland in Österreich mit € 2,50 pro Stunde. Jedes PS Leistung wertet den Preis für Traktoren um durchschnittlich € 450 auf.
Preise für Gebrauchte in Deutschland niedriger als in Österreich
Landwirt.com hat 2 Vergleichsmodelle festgelegt, bei denen mit Hilfe der statistisch errechneten Faktoren Preise bestimmt werden, die miteinander vergleichbar sind; sowohl im Zeitverlauf als auch zwischen den Ländern und zwischen den Marken.
Bei beiden Modellen zeigt sich zum einen ein kontinuierlicher Preisanstieg im Laufe der vergangenen Jahre und zum anderen ein doch deutlich ausgeprägter Preisunterschied zwischen Deutschland und Österreich, insbesondere bei größeren Traktoren.
Deutliche Preisunterschiede zwischen den Marken
Bis auf wenige Ausnahmen ist dieser Preisanstieg bei allen Marken zu sehen. Gebrauchte Fendt Traktoren sind in beiden Ländern in beiden Leistungsklassen überdurchschnittlich teuer. John Deere liegt überall in beiden Segmenten ebenfalls über dem Durchschnitt. Valtra und Steyr bewegen sich in etwa am Durchschnitt, alle anderen meist darunter.
Diese Unterschiede zwischen den Marken entstehen zum einen durch unterschiedliche Ausstattungen. Das erklärt bspw. einen Teil des Preisunterschieds von Fendt gegenüber allen anderen Marken, weil da alle Modelle nur stufenlose Getriebe haben können. Zum anderen führt der Wert der Marke selbst zu Unterschieden bei den Preisen.
Aufallend ist, dass bei einigen Marken die Preise zwischen 2023 und 2024 in etwa gleichgeblieben sind, bei einigen teils sehr deutlich gestiegen sind. Da es sich dabei um Angebotspreise handelt, bleibt abzuwarten, ob diese gestiegenen Preise am Markt auch durchgesetzt werden können.
Durchschnittlich rund 30 % Preisanstieg seit Ende 2020
Bei Neu- und Gebrauchttraktoren sind die Preise seit Ende 2020 um rund 30 % angestiegen, während die meisten anderen Parameter wie Alter, Betriebsstunden und Leistung sich die meiste Zeit kaum verändert haben. Von September 2023 auf März 2024 ist aber vielfach ein Abflachen dieses Anstiegs zu beobachten.
Autor: DI Josef Penzinger