Hohe Kosten, sinkende Erzeugerpreise und die neue GAP
2023 hat sich für die Landwirtschaft vieles verändert.
Wird trotzdem investiert?
Mit stark gestiegenen Kosten sind in den vergangenen Jahren so gut wie alle Wirtschaftsbereiche konfrontiert, aber für einen Großteil der Landwirtschaft kommen im Laufe des Jahres 2023 auch noch sinkende Preise für die meisten Produkte dazu. Dazu kommt, dass die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU, Regeln bringt, bei denen zu erwarten ist, dass sie zumindest für schlechte Stimmung sorgen. Landwirt.com fragt seit 2020 nach wie sich aktuelle Entwicklungen auf die Stimmung, die Zufriedenheit und die Investitionsbereitschaft der Landwirte auswirken.
Stimmung sinkt deutlich, Zufriedenheit auch
An der Umfrage im November 2023 haben knapp 1.000 Personen teilgenommen. Gegenüber der Umfrage um den Jahreswechsel 2022/23 wird sowohl in Deutschland als auch in Österreich die Stimmung in der Landwirtschaft als deutlich schlechter beurteilt. Auf der Skala von +/-10 erreicht der Wert in Deutschland -3,63 im Vergleich zu -2,24 vor einem knappen Jahr. Trotz dieses Rückgangs war die Stimmung unter deutschen Landwirten insbesondere Anfang 2022 (-4,78) aber auch schon deutlich schlechter. In Österreich hat die Stimmung mit -3,08 (-1,10 im Vorjahr) einen Tiefpunkt erreicht; bisher war der niedrigste Wert -2,58 Ende 2020.
Mit der Stimmung verbunden ist immer auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Betrieb. Diese Werte liegen zwar immer auf einem höheren Niveau, sind aber in Deutschland mit -0,54 (-0,08 im Vorjahr) leicht und in Österreich mit 0,45 (1,45 im Vorjahr) deutlich gesunken. Diese Verschlechterungen zeigen sich in allen Produktionsbereichen, am stärksten im Ackerbau und bei den Lohnunternehmern.
Investitonsbereitschaft relativ stabil, großteils nur leicht rückläufig
Mit 28 % ist in Deutschland die Wahrscheinlichkeit der Investition in eine Gebrauchtmaschine sogar leicht gestiegen, während sie bei der Anschaffung von Neumaschinen von 25 % auf 20 % zurückgegangen ist. In Österreich gehen dagegen mit insgesamt mit 14 % (nach 17 % im Vorjahr) die Absichten in Neumaschinen zu investieren nur leicht zurück, bei Gebrauchten aber von 26 % auf 20 % deutlich stärker. Besonders auffällig ist der auf 27 % gestiegene Anteil derer, die planen gar keine Investitionen mehr zu tätigen.
Am stärksten rückläufig sind in Österreich die Pläne bei neuen Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Nach rund 30 % der Befragten im Vorjahr wollen dieses Jahr nur rund 20 % in dem Bereich investieren. In Deutschland sind diese Absichten ebenfalls rückläufig, aber bei weitem nicht so stark; von 23 auf 19%. Bei der Landtechnik bleiben Traktoren in Österreich die klare Nummer eins auf der Liste der Investitionsabsichten. Insgesamt planen 15 % als nächste Investition einen Traktor. Der nur um 3 %- Punkte gesunkene Wert lässt auf eine eher stabile Nachfrage im aktuellen Jahr schließen. Bei denen, die zu mindestens 80 % in den kommenden 6 Monaten eine Neumaschine anschaffen werden, ist das unverändert sogar zu 40 % ein Traktor. In allen anderen Produktkategorien sind die Werte Großteils gleich geblieben. Es zeigen sich mit einer steigenden Nachfrage bei digitaler Technik und bei Hofladern, Radladern, Teleskopladern nur zwei Ausnahmen. In Deutschland gehen die Absichten neue Traktoren zu kaufen von 25 % auf 15 % der Befragten doch deutlich zurück. Ackerbau- und Grünlandtechnik liegen mit 16 bzw. 15 % gleich auf.
Wie auch der Statistik der Traktorneuzulassungen ist auch bei den Investitionsabsichten ein deutlicher Trend zu größeren Traktoren zu erkennen. Traktoren bis 80 PS sind nur bei 4 % in Deutschland und 5 % in Österreich geplant. In Deutschland ist insgesamt bei 35 % das Segment 120 – 180 PS am stärksten. 19 % wollen als nächsten Traktor einen mit 180 – 250 PS, 18 % mit 80 – 120 PS und 11 % mehr als 250 PS. Bei 13 % steht die Leistung des nächsten Traktors noch nicht fest. In Österreich bleibt der Leistungsbereich um 100 PS am wichtigsten. 37 % wollen als nächsten Traktor einen zwischen 80 und 120 PS kaufen, 31 % einen zwischen 120 und 180 PS, 9 % zwischen 180 und 250 PS und nur 2 % über 250 PS. 16 % legen sich noch nicht fest.
Ersatz bestehender Maschinen stärkstes Motiv
Bei 32 % der Teilnehmer in Deutschland und 28 % in Österreich ist zur Zeit der Ersatz bestehender Maschinen das Hauptmotiv für Neuanschaffungen. Die Erhöhung der Schlagkraft liegt in Österreich gleich auf, gefolgt von der Absicht den Arbeitskomfort zu verbessern. Die Wichgkeit des Komforts geht allerdings von 28 auf 25 % noch einmal zurück. In Deutschland ist die Steigerung der Schlagkraft auch das zweitwichtigste Motiv aber bei 27 % im Vergleich zum Vorjahr bei 33 % doch deutlich weniger. Auffallend ist, dass trotz der derzeitigen Rahmenbedingung in beiden Ländern das Motiv Kosten zu senken weniger wichg wird. Während weniger Kosten in Deutschland 21 statt bisher 25 % der Teilnehmer motivieren, sind es in Österreich nur 17 % nach bisher 22 %. Eine nach wie vor untergeordnete Rolle spielen Sonderaktionen von Herstellern oder Händlern, allerdings mit deutlich zunehmender Wichtigkeit.
Fazit: Trotz deutlich schlechterer Stimmung in der Landwirtschaft und auch sinkender Zufriedenheit mit dem eigenen Betrieb zeigen sich nur geringe Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft. Gerade in den wichtigsten Bereichen der Landtechnik, also bei Traktoren, Ackerbau- und Grünlandtechnik sollte auch 2024 eine zufriedenstellende Nachfrage herrschen.
Autor: DI Josef Penzinger